„Ich bin nicht allein.“
Ein Grußwort von Schirmherr Oliver Uschmann
Im Spätsommer 2003 saß ich in meiner kleinen Studienwohnung in Bochum, beobachtete die Vögel im angrenzenden Waldrand, kaute auf einem Bleistift und dachte mir: Irgendwo da draußen liest in diesem Moment ein Mensch meine Geschichten. Versinkt darin. Zieht etwas daraus. Schmunzelt. Verbindet seine Fahrt im Zug oder seinen Tag auf der Terrasse der Oma auf ewig mit den Worten und Bildern aus der Erzählung.
Wie soll ich sagen? Damals war das kaum wahrscheinlich … es gab exakt zwei Geschichten, veröffentlicht in Literaturmagazinen, deren Leserkreis noch kleiner war als der deutscher Vereinsmitglieder in Ballsportarten wie Pelota, Kronum oder Tamburello.
Heute ist das anders.
Allein die Kinder- und Jugendbücher, die meine Frau Sylvia Witt und ich entwerfen, haben landesweit zigtausende von Leserinnen und Lesern. Mit den Schelmenromanen zu Finn und seinen Freunden war ich bereits auf acht langen Lesereisen durch Schulen von Ostfriesland bis Freiburg. Anders als Goethe oder Kleist immer noch quicklebendig, bin ich bereits in einem Schulbuch abgedruckt.
Die Hauptfiguren Dennis, Sven und Paul aus den Romanen Das Gegenteil von oben, Nicht weit vom Stamm und Log Out! sprechen jungen Menschen aus der Seele und führen dazu, dass wir Leserbriefe bekommen, in denen steht: „Dieses Buch hat mein Leben verändert. Ich weiß jetzt, dass ich nicht allein bin.“
Das ist das Wertvollste.
Darum geht es.
In das Dasein eines Menschen hinein wirken und ihm selbst aus der Ferne das Gefühl geben: Da hat jemand an mich gedacht. Selbst, wenn er mich nicht kennt.
Der Verein Kinderhelfer mit Herz leistet genau das. So, wie Schriftsteller, Musiker oder Filmemacher den Kindern und Jugendlichen Geschichten, Lieder oder Bilder schenken, die sie aufbauen, trösten, inspirieren und begleiten, so schenkt der Verein mit und durch seine Unterstützer Dinge, Räume und Zeit. Das warme Mittagessen. Die Hausaufgabenhilfe. Jugendhäuser zum Spielen und zur Begegnung. In diesen Orten: Kicker. Tischtennisplatten. Konsolen. Sofas. Was auch immer sich ergeben wird. Und diese Dinge werden sich aufladen mit Erinnerungen. So wie die Bücher. Und hier wie dort werden die Kinder und Jugendlichen, denen das Leben weniger gut mitgespielt hat, denken: Ich bin nicht allein. Und, was ebenso wichtig ist: Was ich hier bekomme, sind keine vom Staat erzwungenen Almosen, sondern eine freiwillige Unterstützung, die von engagierten Privatmenschen kommt. Denn echte Solidarität ist immer persönlich.
Ich freue mich, dem Verein Kinderhelfer mit Herz als Schirmherr zur Seite zu stehen und den Kids darüber hinaus kostenfrei Erlebnisse und Inspirationen zu schenken. Mittels Lesungen und Veranstaltungen oder auch einem Workshop, in dem sie lernen, ihre eigenen Gedanken zu Geschichten zu machen. Auf dass sie eines Tages selber diejenigen sind, die in ihrem Zimmer stehen, nach draußen schauen und glücklich sind, weil sie anderen was geben konnten.
Herzliche Grüße,
Ihr Oliver Uschmann
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